Urban Priol muss als kleiner Junge in einen Zauber-kessel mit Satiretrank gefallen sein. Was er leistet, sucht seinesgleichen.
Bis locker 23 Uhr dauern seine großartigen Gastspiele, sein Publikum ist dann vom Lachen und Denken fast erschöpfter als der 50-jährige
Meister selber. Fachgerecht verdrahtet, könnte er mühelos die Bühnenscheinwerfer speisen. Ach, was: Ganz Landsberg würde er erleuchten.
Urban Priol steht nicht unter Strom - er ist Strom. Gäbe es den Hilde-brandt nicht, den Pelzig, den Schramm, den Zimmer-schied, den Rether -
er könnte als Notstromaggregat des deutschen Kabaretts den Laden auch alleine schmeißen. Rund um die Uhr.
Wahrscheinlich wäre Urban Priol ein sehr unterhaltsamer Lehrer gewesen. Doch bevor der Kabarettist sein Lehramtsstudium (Englisch, Russisch und Geschichte) beenden
konnte, brach er ab. Inzwischen belehrt Priol in der ZDF-Kabarettreihe Neues aus der Anstalt, deren Leiter er ist, die dortigen Insassen. In seinem Geburtsort
Aschaffenburg betreibt der Kabarettist außerdem das Kabarett am Hofgarten. Wenn das Attac-Mitglied Priol nicht gerade durch die Republik tourt oder in der
Anstalt das Publikum therapiert, sitzt er gerne beim Weißbier in einer Aschaffenburger Wirtschaft. Ist ja auch richtig gemütlich da ...
Trotz seines Erfolgs, Priol ist bodenständiger Mainfranke geblieben. Sein Aschaffenburger Umfeld erdet ihn, hier hat er im "Hofgarten" seine künstlerische
Basisstation, hier geht er samstags auf dem Markt, trinkt anschließend mit Freunden sein Bier im "Schlappeseppel". Später streitet sich der private Priol mit
der Tochter, entspannt schließlich bei Lesen, Kino, Kochen und seinen Oldtimern – wenn er nicht gerade auf Tour ist oder eine TV-Sendung vorbereitet.
Mit "taz" und "Bild" beginnt der Tag, dazu das Morgenmagazin und dann drei weitere Zeitungen: So schafft sich der 50-jährige die inhaltliche Basis für seine
aktuell-politischen, wortgewaltigen Auftritte, allen voran in der "ZDF-Anstalt". Lieblingsobjekt seines Spotts ist, da lässt Priol keinen Zweifel, Angela
Merkel, die er abwechselnd "die Alte", "es" oder "vier Knöpfe" nennt. "Schlimm, wie die sich immer nur durchlaviert." Ob Leute wie er da etwas verändern
können? Priol überschätzt sich nicht: "Wenn das Publikum hinterher redet und denkt", sei viel erreicht. "Kabarett ist ein ständiges Anrennen gegen das
politische Desinteresse."
"Rede über alles – nur nicht über 45 Minuten!", riet einst Kurt Tucholsky. So selten der Übervater des deutschen Journalismus irrte, bei Urban Priol hätte
er klein beigeben müssen. Priol, Mittelfeldstürmer der deutschen Kabarett-Nationalmannschaft hält bis ganze drei Stunden lang sein Publikum alert und
hellwach bei der Stange. Aktuelles, scharfzüngiges und pointiertes Kabarett der Spitzenklasse, Priol ist immer in Höchstform. Wie lange muss der Mann
eigentlich zwei Finger in die Steckdose halten, um so viel Energie abstrahlen zu können? Der wirre Kranz der abstehenden Haare, das physiognomische
Markenzeichen dieses Parade-Kabarettisten, mag vielleicht harmlos-clownesk wirken. Aber Vorsicht! Wer ins Fadenkreuz Priols gerät, der kommt ganz fix
in arge Bedrängnis!
Im Herbst 2013 bringt der Franke sein nagelneues Kabarett-programm auf die Bühne. Gerne wird er es auch in der Lechstadt präsentieren. Dem ungestühmen
Gebirgsfluss wird dabei die Spucke weg bleiben. Besonders, wenn die Gischt des Lechwehrs den sprudelnden Pointen und Metaphern des Kabarettmeisters
gar nicht mehr hinterher kommt!
Zum Abschied wird es wie immer aufmunternde Worte ans Volk geben: "Wennse euch ärgern: Ärgert se zurück!"
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