Am Anfang stand eine Einladung zum Schweinsbraten, und dass so etwas Musiker von nah und fern
in eine Chiemgauer Küche zu locken vermag, ist ja kein Wunder. Gegen Mitternacht in
Grassau eingenommen, war und ist er Motivationsschub bis heute. Und weil eine gute Mahlzeit
nun mal beflügelt, haben sich Sepp, Hans, Yossi und Manu zu LaBrassBanda entschlossen.
Übersee ist überall. Nicht nur am Chiemsee.
Die Bläser Stefan, Manu, Hans, Drummer Manuel und Bassist Olli haben ihren Sound
weiterentwickelt und präsentieren einen Brass-Pop, der sich den Groove greift, wo
er wächst. Die bairische Sprache mit ihren offenen Vokalen und Diphthongen ist Pop-Sprache,
und die funktioniert nicht nur im Pop-Beat, sie funktioniert international. LaBrassBanda, 2007 gegründet, erspielte sich binnen kürzester Zeit mit ihren energiegeladenen Auftritten Kultstatus, von Berlin über Hamburg bis Moskau, von Siena bis London und auf Festivals. Sie haben den Münchener Circus Krone dreimal ausverkauft, werden 2010 in Neuseeland und Australien spielen, sie wollen New York erobern sowie in Manchester, Glasgow und Edinburgh rocken.
LaBrassBanda definieren den Pop nicht neu, sie machen ihn neu. Weil sie ungeniert aus ihrem
Blickwinkel spielen. Im letzten Jahr veröffentlichte die Band aus dem Chiemgau ihr
Debüt-Album "Habedieehre". Flankiert wurde die Live-Präsenz mit erstaunlicher
Schlagzahl. Bühne ist da, wo LaBrassBanda sind. Die Dominanz von Gitarren wurde beiseite
gewischt und ersetzt durch Bläser, kombiniert mit Schlagzeug und E-Bass. Und plötzlich
war klar, dass auch bayerische Blasmusik im Kern natürlich den funky Groove einer
Brass-Sektion hat.
Das zweite Album heißt "Übersee". Übersee ist überall.
Nicht nur am Chiemsee. Der Brass-Pop dieser Combo packt sich den Groove, wo er wächst.
Wo LaBrassBanda spielen, greift dieses Selbstverständnis mit dem ersten Stück
aufs Publikum über. Und das mit einer energischen Wucht, die die Masse in Bewegung
auflöst.
Heimat, das ist nicht das nostalgiefizierte Ausstellungsstück. Sie ist nämlich nur
zu erleben, wenn das Gespür für die eigenen Wurzeln auch ins Neue ausgreift, um sich
dort sauwohl zu fühlen. Trompeter Stefan Dettl, Tubist Hans Hofmeier, Posaunist Manu Winbeck
und Schlagzeuger Manuel da Coll haben ihr Instrument im Jazz oder in der Klassik studiert.
Bassist Olli spielte ursprünglich zwischen Techno und Electro. Aus den unterschiedlichen
musikalischen Interessen und Biographien formt sich hier eine Band, die zwingend einen Pop-Sound
schafft, der sich nicht kleinlich vergleichen lassen will. Vielmehr zeigt er fröhlich, wie
man den Dancefloor auf bayerisch anzündet. Sänger und Trompeter Stefan Dettl sitzt am Biertisch und liefert uns als Reportage die Eskalationsstufen einer zünftigen Prügelei. Das bayerische Klischee aber trifft auf einen Sound, der den Glam-Faktor einer New Yorker Disco-Nacht hat. Erst beim Benennen dieses irren Widerspruchs fällt auf, wie selbstverständlich das miteinander geht.
Soundstatement aus der Vergangenheit - für Gegenwart und Zukunft
Über Monate ist in ihrem eigenen Studio in Übersee das Album in Zusammenarbeit mit
Toningenieur Willy Löster zwischen den Auftrittspausen entstanden. Die konzentrierte
Klangkonstruktion ist nur in den dynamischen Finessen von "Inter Mailand" oder
"Des konnst glam" zu spüren. "Ringelbleame" ist die Kindheitserinnerung
an das Mädchen, mit der keiner spielen wollte. Nichts von süßer Verklärung!
Ein LaBrassBanda Song ist ein Soundstatement für die Gegenwart und Zukunft - mit dem
Bewusstsein für die Vergangenheit. Aber trotz des stürmischen Drangs nach vorne gibt
es immer wieder Ruhemomente. Nicht nur auf der Bühne, auch in ihrem neuen Album darf der
Beat atmen, im Dub versinken wie im "Ofree" oder in "VW-Jetta", während
im Hintergrund eine Kuhglocke trocken hallt.
Der Reiz der LaBrassBanda-Kunst ist das Zusammenfließen des Widersprüchlichen.
Die Clubnacht kann man genießen und sich alles geben, was den Körper zum Vibrieren
bringt. Diese Band wird nicht zur Marionette einer Szene werden und nach deren
"Coolnessregeln" funktionieren. Dies ist nicht als bayerische Sturschädeligkeit
zu verstehen, sondern man kann es als natürliche Entwicklung von fünf Musikern betrachten,
die sich ihren Sound zurecht gelegt haben, ohne den Marktvorgaben hinterher zu hecheln.
"Wer miteinander feiern kann, kann auch miteinander leben!" LaBrassBanda
Bisher erschienen: "Habedieehre" (2008) und "Übersee" (2009)
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